Neues von Nilgans und Co
Bericht aus der Veranstaltung
Vergangenen Freitag lud der Verein „Profil Hirschhorn“ zu einer Infoveranstaltung über invasive Tier- und Pflanzenarten im Neckartal. An die 70 Zuhörer*innen kamen aus Hirschhorn und seiner näheren und weiteren Umgebung und erlebten einen kurzweiligen und informativen Abend.

Die stetig steigende Population und die ungehinderte Ausbreitung invasiver Tier- und Pflanzenarten, sowie die damit verbundenen Einschränkungen und Gefahren beunruhigen viele Bewohner*innen Hirschhorns. So war es längst an der Zeit, die Bevölkerung fachkundig in einer Podiumsdiskussion zu informieren und in ein Gespräch mit Fachleuten einzutreten.
Das Podium war mit drei Expert*innen hervorragend besetzt: Frau Prof. Dr. Lissy Jäkel, Biologin an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, Frau Luisa Wissutschek, Wildtierbeauftragte der Stadt Heidelberg und Herr Dr. Karl-Friedrich Raqué, Naturschutzbeauftragter, ebenfalls Stadt Heidelberg. Die Moderation wurde von Herrn Prof. Dr. Christian Minuth (Profil Hirschhorn) übernommen.

Auch wenn von invasiven Arten gesprochen wird und man bei dem Wort ‚Invasion‘ ja eher an ein massives, aggressives und fast kriegerisches Eindringen in einen Lebensraum denkt, sind diese Tiere und Pflanzen auf eher friedlichem Wege als blinde Passagiere aus Übersee oder durch den Import durch Menschen und gedankenloses Auswildern bei uns eingewandert. Viele der unzähligen Tier- und Pflanzenarten, die in einer europaweit gültigen Liste aufgeführt werden, sind uns wenig oder gar nicht bekannt. Wir wissen häufig nicht, was wir beispielsweise aus einem Baumarkt mit nach Hause nehmen oder in den Garten aussetzen. Zu den bekannteren und in den Medien häufig diskutierten invasiven Arten zählen unter anderem die Nilgans, der Waschbär, die asiatische Hornisse, die Tigermücke, das amerikanische Eichhörnchen, aber auch diverse Pflanzenarten, wie das drüsige Springkraut oder der Knöterich und viele andere mehr.
Zu Beginn der Veranstaltung konnte Frau Prof. Dr. Jäkel in ihrem Einleitungsreferat anhand zahlreicher mitgebrachter Exemplare aus der Tier- und Pflanzenwelt sehr lebendig und humorvoll zeigen, dass wir viele Pflanzenarten für heimisch halten, obwohl auch sie eingewandert sind. Ebenfalls empfänden wir bestimmte Tiere als niedlich, obwohl diese eigentlich nicht bei uns heimisch seien und Gefahren für die Fauna und Flora darstellen. Ihre sehr zuschauerfreundlichen Darstellungen fasste sie in dem Satz zusammen: „Wir sollten unbedingt schauen, was wir in die Natur ausbringen.“

Im Anschluss daran stellten die beiden Mitarbeiter*innen der Stadt Heidelberg ihre wissenschaftlich untermauerten Beobachtungen der Gänse- und Waschbärenpopulationen im Neckarraum dar. So kann im Raum Heidelberg, nach umfangreichen juristischen Abwägungen, in Gelege von Nil- und Kanadagänsen eingegriffen werden, indem eine bestimmte Anzahl von Eiern unfruchtbar gemacht wird, was zu einer deutlichen Abnahme der Population geführt hat. Dies sei allerdings ein steiniger, langer Weg, bemerkte Raqué, und musste sogar auch von Drohanrufen berichten.
Was den Waschbären angeht, der sich entsprechend dem für ihn interessanten Futterangebot massiv ausbreiten kann, ist es durch Fallenjagd und abschließender Tötung möglich, deren Anzahl ein wenig zu reduzieren. Ein völliges Verschwinden dieses problematischen Tieres, das sich in ganz Deutschland endemisch ausgebreitet hat, ist nicht mehr zu erreichen.

Abschließend wurden aus dem Publikum noch engagierte Fragen von Betroffenen gestellt. Dabei konnten zwei Vertreterinnen des Forstamtes über ihre Arbeit berichten und auch noch einmal das Problem der Bejagung darstellen. Es wurde zudem über die schädlichen Auswirkungen der Gänse am Neckarufer und auch die Lärmbelästigung durch diese Tiere geklagt. Als eventuell mögliche Lösung für das massive Auftreten der Gänse wurde der Bau eines Zaunes, direkt am Neckarufer, erwähnt, der die Tiere beim Abflug in das rettende Wasser hindere. Als Folge dieser Maßnahme würden sie dann dieses Real meiden.
Allerdings konnten im Zuge dieser ersten Informationsveranstaltung nur erste Ansätze zur Lösung der vielfältigen Probleme aufgezeigt werden, mit denen andere Städte und Landkreise in Deutschland in gleichem Maße zu kämpfen haben. Es ist in diesem Zusammenhang daran zu erinnern, dass in Hirschhorn ein absolutes Fütterungsverbot der Gänse besteht, und jede Bürgerin und jeder Bürger im eigenen Interesse auch jegliche Nahrungsmittel entfernen sollte, an denen sich der Waschbär nachts gütlich tun könnte, um ihn dadurch zu vergrämen.
Wie so oft zeigte sich auch hier, im Bereich der invasiven Tier- und Pflanzenarten, dass eine differenzierte Betrachtung nötig ist, und es eben keine einfachen, schnellen Lösungen gibt. Alle Fachvertreter*innen betonten am Ende der Veranstaltung ihre Bereitschaft, zu weiteren Treffen nach Hirschhorn zu kommen, und wurden mit einem freundlichen Applaus verabschiedet.
Das Thema wird uns weiterhin beschäftigen. Weitere Informationen bietet auch das Bundesamt für Naturschutz im Internet.
